Thomas Sparrer hat lauter Einser – „Meine beste Entscheidung“
Ein Zeugnis, von dem jeder Schüler nur träumt: Lauter Einser reihen sich untereinander und ergeben die Traumnote 1,0 im Abschlusszeugnis von Thomas Sparrer. Er hat eine Ausbildung zum Goldschmied gemacht und dafür sogar seine akademische Laufbahn an den Nagel gehängt. Nach einem Hochschulabschluss in Biologie hatte er eigentlich weiter an der Universität bleiben wollen. Aber dann packte ihn der Goldrausch: „Mich haben Goldschmiedearbeiten schon immer interessiert“, gesteht er.
Und wenn er auf seine dreieinhalbjährige Ausbildungszeit schaut – wovon ihm wegen guter Leistungen ein halbes Jahr verkürzt wurde, dann erinnert er sich erstmal lachend an seine Bewerbung. Damals hat er bereits einen silbernen Ring geschmiedet und ihm zur Bewerbung bei Goldschmiedemeister Andreas Reißmüller dazugelegt. Den Chef der Straubinger Traditions-Goldschmiedewerkstatt hat das beeindruckt. „Thomas arbeitet sehr sauber, hat wahnsinnig hohe Ansprüche an sich selbst. Er hat Verständnis und Gefühl für das Material, denkt sich in den Entwurf hinein und arbeitet mit hohem handwerklichem Geschick“, lobt der Meister seinen Gesellen.
Goldschmied muss über Allergien Bescheid wissen
Thomas Sparrer erzählt, dass grundlegende Dinge für diesen Ausbildungsberuf notwendig sind. Dazu zählen unter anderem Chemie, Mathematik, Physik und Allergienwissen. „Der Goldschmied war der erste metallverarbeitende Beruf“, sagt er. Heute wird manches mit hochmoderner Lasertechnik gemacht, aber spezielle Arbeiten sind eben ausschließlich mit althergebrachten Werkzeugen möglich. „Für mich war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagt Thomas Sparrer.
Für sein Gesellenstück hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen: eine Brosche in Etruskertechnik. Sie war vor 2 500 Jahren modern und erfordert enorm viel Geschick, da es eine unglaublich feine Arbeit ist. Es steckt ganz viel Chemiewissen drin – und es muss ganz gezielt Spucke eingesetzt werden. Momentan ist diese alte Goldschmiedetechnik nicht so gängig und deshalb war die Prüfungskommission begeistert von seiner Brosche.
Bei Thomas Sparrer vermischen sich Hobby und Beruf, denn seit langem hat er sich daheim eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der er viel ausprobiert hat. In seiner Lehrwerkstatt wurde er von Anfang an gefordert und gefördert. Individuelle Wünsche zu erfüllen, macht ihm Spaß. Gefragt nach einer „besonderen Arbeit“ oder einem „Lieblingsstück“ erzählt Thomas Sparrer, dass er die Eheringe von Oma und Opa in seine eigenen eingearbeitet hat. Er wird jetzt erst mal als Geselle weiter bei Goldschmied Leser arbeiten und Erfahrungen sammeln. Möglichkeiten hat er dazu genügend bei vier Meistern, drei Gesellen und den Fachverkäuferinnen mit technischer Beratung. Der Goldschmiedeberuf ist zwar ein seltener Beruf geworden, aber Thomas Sparrer wird ab Herbst zwei junge Kollegen als Auszubildende bekommen. Weil Menschen sich immer geschmückt haben und auch in Zukunft schmücken werden, ist er überzeugt, dass der Beruf des Gold- oder Silberschmieds nicht aussterben wird.
Von Irmgad Hilmer